16. Juni 2016
Als wir heute aufwachen, sehen wir unseren ersten Sonnenaufgang dieser Reise. Herrchen freut sich. Komischerweise ist Frauchen darüber gar nicht so glücklich. Irgendwie passt ihr das schöne Wetter nicht wegen irgendwelcher Wasserfälle, die sie fotografieren möchte. Ich finde das Wetter auch klasse, denn auch ich laufe nicht gerne stundenland durch Regen.
Und so beginnen zumindest Herrchen und ich die Tour sehr gut gelaunt. Leider kommen wir wieder mal erst gar nicht so schnell vorwärts. Frauchen erzählt uns, dass es an diesem Bach einen ihrer Lieblingsvögel, die Wasseramsel, gibt. "Das ist", erklärt sie, "ein kleiner brauner Vogel mit weißer Brust, der ins Wasser tauchen kann, um dort kleine Fische zu erbeuten."
Natürlich halten wir nun alle fleißig Ausschau nach so einem Vogel, aber erstmal ohne Erfolg. In der Ferne kann man schon den ersten Wasserfall sehen. Frauchen packt auch gleich das Stativ aus und macht ein Bild.

Genau in dem Moment sieht Herrchen eine Wasseramsel. Er versucht, Frauchen mit Handzeichen darauf aufmerksam zu machen, aber die ist so auf den Wasserfall konzentriert, dass sie das gar nicht mitkriegt und die Wasseramsel verpasst.
Wir laufen weiter. Immer wieder sieht Herrchen Wasseramseln und Frauchen verspasst sie. Langsam sinkt Frauchens Laune immer tiefer. Sie möchte doch so gerne die Wasseramseln sehen.
Über uns zieht sich inzwischen der Himmel zu. Es fängt an zu tröpfeln. Ich merke, wie Frauchens Laune sich hebt. Sie freut sich wohl darauf, den Wasserfall ohne Sonne zu fotografieren. Außerdem hat sie kurz vor dem Wasserfall doch noch Glück und kann eine Wasseramsel beobachten. Ich sehe ihren verklärten Blick und weiß, dass sie jetzt am liebsten ein paar Stunden einfach hier sitzen würde und den Wasseramseln zuschauen. Gut, dass Herrchen dabei ist. Das würde sonst ganz schön langweilig werden.

Den lässt sie jetzt auf einer Bank am unteren Fuße des Wasserfalls sitzen, während wir beide ganz ganz langsam am Wasserfall entlang nach oben steigen. Ganz langsam nicht etwa deshalb, weil ich schon so alt und langsam wäre, nein Frauchen hält alle zwei Schritte an, stellt ihr Stativ auf und macht Bilder vom Wasserfall. Das ist zwar mühsam, aber da es mal wieder jedesmal Leckerchen regnet, die ich dann auf dem Boden suchen muss, können wir das gerne noch eine Weile länger machen.

Irgendwann kommen wir dann aber doch oben an und Frauchen schickt Herrchen eine SMS, dass er jetzt nachkommen kann.
Inzwischen hat es sich eingeregnet. Da hat wohl irgendjemand da oben Frauchen ihren Regenwetterwunsch erfüllt. Mir wäre mal etwas trockener lieber gewesen und auch Herrchen sieht nicht sonderlich begeistert aus.
Durch den Regen schnaufen wir bergauf immer den Wasserfallsteig entlang. Als wir ganz oben ankommen, ist leider von guter Aussicht nichts zu sehen. Dicke Wolken haben alles eingehüllt. Frauchen meint, dass die Wolken jetzt eigentlich mal aufreißen könnten und kriegt prompt auch diesen Wunsch erfüllt. Die Wolken reißen kurz etwas auf und lassen uns einen kurzen Blick auf die Burg Hohenurach werfen. Frauchen holt ihre Kamera in Rekordzeit heraus und macht schnell ein paar Bilder bevor sich die Wolkendecke wieder schließt. Sie ist mit sich und der Welt zufrieden, obwohl der Regen weiter auf uns niederprasselt und wir alle inzwischen fast bist auf die Haut durchnässt sind. Langsam glaube ich, dass Frauchen einen echt guten Draht zum Wettergott hat. Gut, dass Herrchen nicht weiß, dass sie Schuld ist an dem Regen, denn er sieht von Minute zu Minute weniger glücklich aus. Schade, dass ich nicht auch so einen Draht zu den Wettermachern habe. Ich würde dann für das ganze Jahr sonnig und trocken bei so um die 10 Grad bestellen.

Aber da ich keinen Einfluss auf das Wetter habe, stapfen wir tapfer weiter durch den Regen. Die Wiese unter unseren Füßen ist pitschnass. "Spätestens jetzt", meint Frauchen, "wäre es eh egal." Sie hat nämlich nicht ihre neuen noch nicht eingelaufenen Wanderschuhe an, sondern die alten kaputten und das Wasser läuft gnadenlos hinein. Meine Pfoten sind sowieso schon lange nass. Vielleicht sollte Frauchen mal versuchen barfuß zu laufen.
Der Weg geht nun steil den Berg hinab. Da lob ich mir meine vier Beine und Pfoten, denn Frauchen und Herrchen haben ganz schön damit zu kämpfen, dass sie nicht abrutschen. Das Wetter erinnert mich an unsere Tour im Kellerwald, wo Herrchen im Schlamm ein Stück den Weg runtergerutscht ist. Diesmal geht aber alles gut und so kommen wir schließlich doch noch am zweiten Wasserfall an. Dort kann man sich unterstellen und Frauchen nützt das natürlich, um ... dreimal dürft ihr raten ... genau - sie packt Kamera und Stativ wieder aus und baut alles im Trockenen auf. Während Herrchen und ich warten, geht sie mutig hinaus in den Regen und macht ein paar Bilder. Eigentlich könnte ja jetzt der Regen aufhören, denn das ist ja der letzte Wasserfall, den Frauchen nicht bei Sonne ablichten wollte. Und tatsächlich, als ob da oben einer für Frauchen auf Knopfdruck arbeitet, wird die Regendusche abgeschaltet. Das breite Grinsen in Frauchens Gesicht ist nun nicht mehr zu übersehen. Sie steht mit ihren nassen Schuhen im Wasser und fotografiert.

Bei sonnigem Wetter laufen wir klitschnass die letzten zwei Kilometer über Obstwiesen zum Parkplatz zurück.
Jetzt wird in die Ferienwohnung eingecheckt. Den Schlüssel haben Frauchen und Herrchen schon am Tag zuvor abgeholt. Irgendwas mit silber ist wohl morgen und da wollten sie nicht im Auto schlafen. Frauchen legt sofort das große Laken auf die Couch, so dass auch ich es heute Nacht bequem haben kann. Vom Balkon aus hat man übrigens einen guten Blick auf die Burg und die Pickelberge.
Eure Faith
Fakten:
Wasserfallsteig Bad Urach
https://www.badurach-tourismus.de/Media/Touren/Wasserfallsteig-Bad-Urach
Maisonette am Forst
http://www.maisonette-am-forst.de/index2.html
Lange hab ich mich nicht mehr gemeldet. Das lag daran, dass bei uns zu Hause Land unter war. Da ist doch tatsächlich so ein dummer Schlauch im Spülkasten des Gäste WCs kaputt gegangen und dann ist da das Wasser unbemerkt runtergelaufen und dann im Erdgeschoss unter dem Boden entlang. Irgendwann kam es dann an den Wänden hoch. Leider haben Frauchen und Herrchen keine so gute Nase wie ich und so haben sie es erst gemerkt, als die Wände vom Schimmel schwarz wurden. Mitten in der Nacht haben sie dann Schränke ausgeräumt und von der Wand weggerückt. Am Ende musste alles aus dem Erdgeschoss raus und wir aus der Wohnung. Zwei Monate lang waren wir im Exil. An Blog Schreiben war da nicht zu denken. Jetzt haben wir zwar immer noch keine Küche, aber wir sind wieder zu Hause und mit dem Futter für mich, das kriegt Frauchen auch hin und das ist ja schließlich die Hauptsache! Und Frauchen muss auch nicht traurig sein, dass sie nicht richtig kochen kann. Im Urlaub ess ich auch immer Dosenfutter und so schlecht ist das doch gar nicht.
Wir waren, weil Frauchen so stur ist, aber trotzdem unterwegs (auch wenn wir unsere Tour abkürzen mussten, weil wir wegen des Wasserschadens nicht pünktlich los kamen). Trotzdem ging unsere erste richtige Deutschlandtour in den tiefen tiefen Süden.
Sonntag, 12. Juni 2016
"Super", denke ich, als Frauchen und Herrchen morgens die "Madame" vollgepackt haben. "Wir fahren sicher wo ganz Tolles hin und es gibt einen super Spaziergang dort!" Gespannt schaue ich aus dem Fenster, wo es wohl hingeht? Aber wir fahren nur - Stunde um Stunde und wenn wir mal anhalten, dann ist es immer wieder doch nur eine Autobahnraststätte. Irgendwann schlafe ich vor Langeweile ein und träume von grünen Wiesen und dunklen Wäldern. Als ich wieder wach werde, sieht es draußen plötzlich ganz unheimlich aus. Um uns herum türmen sich hohe Berge auf, wie ich sie noch nie gesehen habe, eingehüllt in dicke dunkle Wolken, aus denen immer wieder das Wasser wie aus einer Dusche herausläuft. "Hallo, wir haben eigentlich schon genug Wasser zu Hause in unserer Wohnung!" Herrchen sieht das auch so - er sagt was, von Campen im Regen und dass er weder Regenjacke noch Regenschirm dabei hat. Frauchen hingegen ist fasziniert und freut sich über das spannende Wetter. Wer will schon Bilder von Bergen mit blauem Himmel und Sonnenschein?! .... Herrchen wirft mir einen Blick zu ... also ganz ehrlich Frauchen, wir beide, wir hätten da so absolut gar nix dagegen!

Um nicht gleich am ersten Tag wild zu campen, fahren wir auf einen Campingplatz. Für Frauchen ist das das erste Mal. Sie ist sehr angetan von dem Platz, den sauberen Sanitäranlagen und der atemberaubenden Kulisse. Ich finde den Kiesplatz, auf dem wir stehen nicht so toll, aber wenigstens geht es jetzt endlich mal Gassi.

Mutig begleitet uns unser schirmloses Herrchen, obwohl die dunklen Wolken nichts Gutes erahnen lassen. Gänzlich unbekümmert fängt Frauchen mit der Kamera die Lichtstimmungen ein. Während sie noch schnell einen Bach fotografiert und ich gewissenhaft nach den Leckerchen suche, die sie beim Fotografieren immer verliert, geht über uns die Regendusche wieder an. Schnell rettet sich Herrchen unter eine große Steinbrücke und selbst Frauchen sieht ein, dass sie die Kamera vielleicht doch besser ins Trockene bringt.
So stehen wir nun unter der Brücke. Über uns fahren Autos, der Regen prasselt und läuft wie eine Dusche an einer Stelle durch ein Rohr zu uns nach unten. Wir warten und warten mehr oder weniger geduldig, dass denen dort oben das Duschwasser mal ausgeht, um dann durch Berge gut durchwässerter Kuhfladen zurück zum Campingplatz zu spazieren.
Irgendwann sind wir dann auch wieder zurück und als Frauchen und Herrchen die Madame schlaffertig machen, stellen sie fest, dass nicht nur Herrchens Regenkleidung fehlt, sondern Frauchen auch noch die Verdunklung für die Fenster vergessen hat. Eigentlich dachte ich, das stört Frauchen gar nicht, denn sie schläft zuhause doch auch lieber mit den Rolläden oben, aber da hab ich mich wohl geirrt, denn sie flucht gar fürchterlich, dass es sicher toll wird, wenn sie unter der Decke morgens auf ihren blauen WC-Thron steigen muss. Versteh einer die Menschen ...
Bis bald
Eure Faith
Fakten: Campingplatz Simonhof Ramsau
http://www.camping-simonhof.de/