Schicksalsfrage Wald - Gedanken über die Rodungen im Hambacher Forst
Von Theodor Heuss stammt folgendes Zitat:
"Für ein Volk, von dem große Teile auf den Weg zur Verstädterung gezwungen sind, ist der Wald ein Stück Schicksalsfrage geworden."

Auch heute ist der Wald eine Schicksalsfrage - und insbesondere ein ganz bestimmtes Stück Wald, um das seit Jahren gekämpft wird, nämlich der Hambacher Forst. Warum gerade dieses Stück Wald so besonders ist, erklärt das Video vom BUND, welches ich unter dem Text verlinkt habe.

Klimaschutz ist heutzutage in aller Munde. Wie groß war doch die Aufregung in Deutschland bei allen Parteien, als Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen ist. Wie haben wir mit dem Finger auf ihn gezeigt. Jetzt stellt sich wieder einmal heraus, dass dabei vier Finger auf uns zurückzeigen.

Um unseren CO2 Ausstoß entsprechend der Pariser Klimaziele zu reduzieren, muss in den nächsten Jahren der Braunkohleausstieg kommen. Wann, wird daran liegen, wen wir in Zukunft in die Regierung unseres Landes wählen - aber dass er kommen wird, ist, da braucht man nicht drüber streiten, nur noch eine Frage der Zeit.

Trotzdem will RWE aus lauter Geldgier auf Teufel komm raus den Hambacher Forst, einen alten gewachsenen Wald, in dem streng geschützte Arten, wie die Bechsteinfledermaus heimisch sind, jetzt noch roden. Dass jetzt doch noch die letzten Waldflächen des Forstes gerodet werden sollen, dass ein Wald, der Jahrhunderte gebraucht hat, um in seiner jetzigen Form seltenen Tieren Zuflucht zu bieten, für die Geldgier von RWE ermordet werden soll, finde ich unfassbar. Jetzt wäre es mal an der Zeit, dass die Politiker nicht nur Klimaschutzlippenbekenntnisse von sich geben, sondern etwas unternehmen, damit dieses Gemetzel doch noch verhindert werden kann.

Der BUND ist dabei zu versuchen die Rodungen im Hambacher Forst per Gerichtsbeschluss zu stoppen (am Freitag hatte die erste Instanz zu Gunsten von RWE entschieden - Montag rollten die Rodungsbagger - mehr Infos dazu gibts auf der Seite des BUND). Jeder von uns muss sich fragen im Angesicht dieses Verbrechens gegen die Natur: "Wie positioniere ich mich und auf welcher Seite will ich stehen?" Seit Montag, den 27.11.17 gibt es tägliche Mahnwachen am Hambacher Forst http://deinefreunde.de/eil-appell-mahnwache-im-hambacher-forst-mo-27-11/

Ich wohne leider zu weit weg, um dort jeden Morgen zu stehen. Gestern nach einem privaten Besuch in Duisburg, habe ich auf der Heimfahrt entlang der Braunkohleabbauflächen einfach nur noch geweint als ich die Hundertschaften der Polizei mit Blaulicht an mir vorbeifahren sah, die finanziert von meinen Steuergeldern unterwegs waren, um die zu schützen, die dieses Verbrechen an der Natur begehen. Dabei ist die Polizei, doch eigentlich zum Schutz der Bürger dieses Landes da und ich verstehe nicht, wie man als denkender Mensch diesen Job einfach so machen kann, wenn man doch wissen muss, dass man mithilft, dass Unrecht an der Natur geschieht und wie man mit Pfefferspray auf Menschen sprühen kann, deren einziges Verbrechen es ist, dass sie es einfach nicht etragen können, nur still zuzusehen, wie Bäume und Fledermäuse ermordet werden und die sich deshalb friedlich den Baggern entgegenstellen wollen (Aufnahmen zu Prostesten im Hambacher Wald lassen sich übrigens im Netz finden. Links zu Videos von den Protesten gestern, habe ich unter dem Text angehängt).
Kurz habe ich beim Fahren davon geträumt, dass der Wald und die darin lebenden Tiere sich selbst wehren könnten, so wie im Film Avatar, aber leider ist das nur eine Utopie. In unserer Realität sind wir es, die Menschen in Deutschland, die die Natur hier beschützen müssen. Und deshalb ist dieser Wald unsere Schicksalsfrage.

Es geschieht ein schreckliches Unrecht in unserem Land - heute, während wir unseren Morgenkaffe trinken, auf der Arbeit sitzen oder mit den Hunden Gassi gehen, entscheidet sich die Schicksalsfrage Wald. Wer sind wir, wer wollen wir sein? Die, die nur still zugeschaut haben? Oder werden wir die sein, die den Wald nicht alleine gelassen haben, werden wir die sein, die NEIN sagen!

Lasst uns nicht einfach nur still zusehen! Und lasst uns nicht resignieren - niemals - dass wir eh nichts machen können. Wenn wir es nicht schaffen, die Rodung von solch wertvollen Waldflächen in unserem Land zu verhindern, wie können wir dann von den Ländern am Amazonas oder von Borneo und Sumatra verlangen, dass sie ihre Urwälder schützen?

Ja, ich weiß, wir haben Jobs, viele wohnen zu weit weg - aber wir haben alle eine Stimme - lasst sie uns erheben - das Internet ist ein wunderbares Medium, wenn wir nicht selbst zu den Mahnwachen gehen können. Redet mit euren Freunden, eurer Familie, werdet Zeugen im Internet und lasst den Wald nicht still und versteckt sterben. Twittert, schreibt in Facebook, in Blogs - schaut nicht einfach nur weg!

CharlotteW - 28.11.2017

Nachtrag 29.11.2017 - vorerst sind die Rodungen gestoppt - einem Eilantrag des BUND wurde stattgegeben - jetzt muss die nächste Instanz entscheiden.

Infos

BUND Video über den Hambacher Forst
https://youtu.be/9CN2KEZy0AU

Videos vom Protest im Hambacher Forst vom 27.11.2017
https://www.youtube.com/watch?v=21nFw3s1uLU
https://www.youtube.com/watch?v=YRUS-GamA2s
https://vimeo.com/244702520