Königssee - Röthbachfall: krachendes Bett, wilde Kühe und tiefgrüne Seen
Dienstag, 14. Juni 2016
Auch heute begrüßt uns der Morgen wieder mit Regen. Die Scheiben sind von außen und innen so beschlagen, dass Frauchen in der Nacht wieder keine Decke für ihren Toiletten-Thron gebraucht hat.
Trotz des Regens sind Herrchen und Frauchen fleißig am Packen. Sie haben wohl vor den Standort Campingplatz aufzugeben. Herrchen kurbelt schonmal das Bett hoch. Aber was ist das ... plötzlich gibt es einen lauten Knack und das Bett kracht wieder herunter! Zum Glück war gerade keiner von uns darunter. Bei genauerem Hinschauen stellt sich heraus, dass die Schnur gerissen ist. Was nun? Wir sind doch auf einem Campingtripp und Frauchen und Herrchen brauchen ihr Bett!
Frauchen fragt Herrchen, ob er die Kraft hat, das Bett auch ohne Kurbelmechanismus hochzuhalten, während sie Zurrgurt und Ratsche fest anzieht, damit das Bett oben bleibt? Herrchen schaut ungläubig an. Wie kann sie sowas nur fragen. Natürlich ist er stark genug. Gesagt getan und schnell ist das Bett wieder oben. Frauchen schreibt inzwischen eine Mail an den Verkäufer des Bettes. Denn sie muss schnell klären, wie das repariert werden kann. Schließlich kann sie das Bett nicht alleine hochheben und schon gar nicht gleichzeitig auch noch den Zurrgurt festziehen. Dazu ist es einfach zu schwer. Gut, dass Herrchen auf diesem Trip dabei ist.
Nach diesem Schreck am Morgen brechen wir aber dennoch zügig auf. Nach kurzer Fahrt parken wir auf einem großen Parkplatz in Schönau. Frauchen ist begeistert. Dort gibt es nämlich öffentliche Toiletten und über das Internet findet Frauchen heraus, dass es erlaubt ist, auf dem Parkplatz über Nacht stehen zu bleiben und zu übernachten. D.h. dann wohl, dass wir heute Nacht hier übernachten. Aber jetzt ist es ja noch früh. Sorgen muss ich mir jedoch keine machen. Wir werden nicht den ganzen Tag im Auto hocken. Jetzt geht es erstmal auf Tour.
Wir laufen eine Straße mit ganz vielen Geschäften entlang. Dann kommen wir an ein Seeufer mit tiefgrünem Wasser. Bevor ich mich versehe, hat Frauchen mich auch schon auf ein Boot geführt und wir fahren über den See. Herrchen ist ja noch etwas geschockt darüber, wie teuer die Tickets waren, aber Frauchen sagt, dass wir schließlich heute fürs Übernachten nichts mehr bezahlen müssen, weil wir ja sowieso schon ein Tagesticket für den Parkplatz gelöst haben und außerdem sei dies ja ihre Silberhochzeitsreise.
Um uns herum ist immer noch tiefgrünes Wasser, eingerahmt von steilen Felswänden. Wie sich die Bäume daran festhalten können, ist mir ein Rätsel. Dicke Wolken haben sich wie Watte um die Spitzen der Berge gelegt.

Auf einmal hält das Boot an und ein Mann spielt etwas auf einer Trompete. Auf der Felswand muss sich irgendwo noch ein Trompetenspieler versteckt haben, denn von dort wird jetzt nochmal genau die gleiche Melodie zurückgespielt. Ich strenge mich an, kann aber niemanden riechen. Wahrscheinlich ist die Felswand einfach zu weit weg. Na hoffentlich stürzt der Mann nicht ab, denn die Wand ist wirklich steil.
Wir fahren weiter. Die ganze Fahrt über beschwert sich eine Frau. Sie hat schon gemotzt, als ich mit Frauchen eingestiegen bin. Sie hätte eine Hundehaarallergie und ich solle mich gefälligst woanders hinsetzten. Soll sie sich doch umsetzen. Wir öffnen die Fenster des Bootes und die Frau muss mich ja nicht anfassen, das müsste ja eigentlich reichen.
Frauchen und zwei sehr nette Frauen aus Taiwan fotografieren die ganze Zeit. Irgendwann steht die böse Frau auf und schließt demonstrativ die Fenster auf einer Seite des Bootes, obwohl die netten Frauen aus Taiwan da gerade am Fotografieren sind. Ich verstehe das jetzt gar nicht mehr. Warum macht sie die Fenster zu, wenn sie doch auf mich allergisch ist? Aber sie lässt uns nicht lange im Unklaren. Sie lamentiert nun, dass sie friert, was kein Wunder ist, da sie nur eine dünne offene Jeansjacke über ihrem noch dünneren Pulli anhat. Hat sie denn gar nicht gemerkt, dass es heute nass und kalt ist?
Der Kapitän des Schiffes hat das auch bemerkt und sagt ihr, dass sie doch nen Pulli anziehen soll, wenn sie friert. Ich finde, er hat absolut Recht.
Wir öffnen dann auch wieder die Fenster, die wir zum Fotografieren brauchen. Schließlich haben wir genug Geld für die Überfahrt bezahlt - zumindest Frauchen und Herrchen. Ich hab nur 3 Euro gekostet.
Frauchen schaut auf unsere Fahrkarten, weil sie darüber nachdenkt einen Zwischenstopp einzulegen. Dabei liest sie, dass keine nassen Hunde mit dem Schiff befördert werden. Ihre Stirn runzelt sich. "Au weia", denke ich, "was mach ich denn, falls es heute wieder anfängt zu regnen? Die werden mich doch nicht zurückschwimmen lassen?" Doch zu meiner Erleichterung erklärt der Trompeter Frauchen, dass es hierbei nur um Hunde geht, die vor der Rückfahrt noch ein Bad im See nehmen. Nee, sowas würde ich niemals machen. Der See ist doch eiskalt und ich bin schließlich ein Collie und kein Eisbär!

An der Haltestelle Salet steigen wir aus. Frauchen will bis zum Röthbachwasserfall, den höchsten Wasserfall Deutschlands wandern, aber erstmal hab ich nicht das Gefühl, dass sie irgendwo hin will. In aller Seelenruhe packt sie ihr Stativ aus und findet ein Motiv nach dem anderen, was unbedingt fotografiert werden muss und nimmt sich alle Zeit der Welt.
Herrchen wird immer ungeduldiger. Zum Glück fängt es an ein bisschen zu regnen, so dass Frauchen die Kamera erstmal wegpackt, aber auch nur, bis wir am Obersee ankommen. Das türkis-grüne Wasser hat es ihr angetan. Während ich mir die Pfoten kühle und etwas trinke, macht sie schnell wieder ein paar Bilder. Dann geht es weiter am See entlang bis zur Fischunkelalm. Wir können sie schon an der anderen Seite des Sees sehen. Das sieht gar nicht so weit weg aus. Doch plötzlich geht der Weg über eine feuchte Treppe aus Holz und Steil steil bergauf. Sehr nass ist das und ganz schön rutschig. Man muss beim Laufen sehr aufpassen. Frauchen hält sich an einem Stahlseil fest und auch ich rutsche ein paarmal aus.
Nachdem wir aber sicher auf der anderen Seite angekommen sind, nehme ich erstmal noch ein kühles Bad. Die Fischunkelalm ist dann auch nicht mehr weit. Frauchen und Herrchen brauchen jetzt dringend eine Pause und auch ich hab nichts dagegen. Frauchen kauft ein Butterbrot mit Almbutter. Lecker - ich darf nämlich auch mal kosten. So gestärkt geht es nun steil den Berg hoch.

Kurz vor dem Wasserfall darf ich endlich auch mal Modell stehen. Frauchen meint, sonst glaubt ja keiner, dass ich im Urlaub auch dabei war.

Auf dem Rückweg vom Wasserfall kommt uns ein Berner Sennenhund entgegen. Obwohl wir im Nationalpark sind, ist er nicht angeleint. Er springt plötzlich wie ein Irrer auf mich zu. Ich erschrecke mich, aber Frauchen geht sofort dazwischen. Is ja auch doof, weil ich angeleint bin und er nicht. Mein Frauchen ärgert sich sehr, selbst wenn die Leute sich nicht an die Regeln im Nationalpark halten, hätten sie ihn ja wenigstens anleinen können, als ich ihnen angeleint entgegen kam. Herrchen spricht mit den Leuten und die erzählen ihm, dass er das nur gemacht hat, weil er eine Kurzhaarcolliefreundin hat. Frauchen ist aber trotzdem zu sauer, um mit den Leuten zu sprechen.
Vor uns auf dem Weg steht eine von den Kühen, die um uns herum weiden. Sie sieht so gar nicht freundlich aus. Wir wissen nicht wirklich, was wir jetzt machen sollen. Frauchen würde am liebsten einen großen Bogen um die Kuh machen. Diese stampft mit der Hufe. Herrchen hat aber keine Lust auf einen Umweg. Er nickt der Kuh freundlich zu. Das soll wohl heißen, dass alles okay ist und ich sie auch nicht fressen will. Zu Frauchens Verwunderung entspannt sich die Kuh tatsächlich und lässt uns vorbei gehen. Frauchen und ich sind dennoch sehr erleichtert, als wir die Kuh weit hinter uns zurücklassen.
Nun geht es zurück ins Tal, wo wir noch in der Saletalm einkehren. Ich bin müde und schlafe tief und fest ein, während Herrchen und Frauchen essen. Ich kriege nicht einmal mit, dass es zu regnen beginnt, aber Frauchen weckt mich, weil wir aufbrechen und schnell zum Bootssteg laufen.
Es dauert nicht lange, bis es losgeht. Das Boot ist ziemlich voll. Ich bin aber immer noch müde und schlafe schnell auf dem Fuß eines netten Chinesen ganz tief ein. Plötzlich werde ich von einem lauten Knall wach und etwas berührt mich. Ich erschrecke mich ganz fürchterlich. Will da etwas eine Herde wilder Kühe über mich herfallen? Ich zittere und will nur noch ganz schnell weg von hier. Frauchen versucht mich zu beruhigen. Sie redet irgendwas von ihrer Kameratasche, aber was interessiert mich die doofe Tasche, wenn hier irgendwo die Kuhherde nur darauf wartet mich zu zertrampeln! Ich muss jetzt sofort hier weg. Alle Leute um uns herum bemitleiden mich. Als das Boot endlich anhält, will ich nur raus. Aber Frauchen hält mich davon ab und meint, wir müssen noch weiterfahren. Ich beneide die vielen Leute, die so klug sind, sich in Sicherheit zu bringen. Frauchen scheint aber nun endlich auch kapiert zu haben, dass es hier nicht sicher ist. Sie steht auf und wir gehen weiter hinten ins Boot. Dort erklärt sie mir, dass es hier sicher ist. Ich schaue mich um und kann keine Kühe entdecken, also glaube ich ihr und entspanne mich und als wir dann aussteigen, habe ich die wilde Kuhherde auch schon vergessen.
Wir gehen zurück zum Parkplatz, wo wir uns ins Auto kuscheln und eine ereignislose Nacht verbringen.
Fakten:
Königssee-Schifffahrt http://www.seenschifffahrt.de/koenigssee/fahrplan/fahrplan-und-fahrbetrieb/
Fischunkelalm
https://www.facebook.com/fischunkelalm/
Saletalm
http://www.saletalm.de
charlottew am 20. Oktober 16
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