Im tiefen Süden - Wimbachklamm, Ramsau
Montag, 13. Juni 2016
Frauchen ist heute schon ganz früh wach. Sie hat einen Rufbus bestellt und will zur Wimbachklamm. Was eine Klamm ist, weiß ich zwar nicht, aber ich bin froh, dass heute nicht wieder so eine lange Fahrt ansteht und wenn Frauchen sich da so drauf freut, dann wir das sicher schön werden.

Leider läuft die Regendusche immer noch und selbst Frauchens Vorfreude wird durch die dicken Tropfen getrübt, die auf die "Madame" niederprasseln. Frauchen weiß, dass sie von Herrchen nicht verlangen kann, dass er ohne Regenkleidung bei so einem Wetter mit ihr auf Tour geht. Also machen wir eine kleine Morgengassirunde durch die Kuhfladen vor dem Campingplatz und sagen den Rufbus wieder ab. Die 6 Euro zahlt Frauchen natürlich trotzdem, denn der Bus ist ja extra wegen uns angefahren. "Unsere erste Mission heute morgen", erklärt sie mir, "heißt jetzt, einen Regenschirm fürs Herrchen aufzutreiben."

Um 8 Uhr macht im Ort der Lebensmittelladen auf. Frauchen hofft ... und tatsächlich gibt es dort einen Schirm zu kaufen. So ausgestattet, entscheiden sich Herrchen und Frauchen jetzt mit dem Auto zur Wimmbachklamm zu fahren. Inzwischen ist es zwar noch grau, aber die Dauerdusche ist erstmal versiegt. Frauchen ist auch guter Dinge, denn wer will schon Wald und Wasserfall bei Sonnenschein fotografieren.

Dort angekommen, geht es den Berg herauf. Ich bin schon sehr gespannt, was es mit dieser Klamm nun denn auf sich hat. Frauchen kauft an einem Automaten zwei Wertmarken. Dann geht es durch den Wald und durch eine Drehtüre, d.h. Frauchen und Herrchen gehen da durch, ich darf durch eine kleine Öffnung neben der Drehtüre durchschlüpfen. Ich hab ja auch nichts bezahlen müssen.

Der Weg geht jetzt auf einem Holzsteg entlang, überall stürzen Wasserfälle in einen tosenden Bach. Frauchens Augen leuchten und sie holt Stativ und Kamera heraus .... das kann dauern ...



Das ist jetzt also eine Klamm. Beeindruckend auf jeden Fall, mir aber zu laut.

Der Aufstieg geht langsam voran, weil Frauchen so viele Bilder macht. Dabei ist sie aber auch super stolz auf mich, weil ich so toll über die Treppen und Stege laufe und es hagelt Belohnungen. So halte ich die langen Wartezeiten gut aus.

Nach der Klamm geht es den Bach entlang und weiter den Berg hoch. Um uns herum sind hohe Berge, rechts und links Blumenwiesen und Bäume. Frauchen sieht Nestwurz und ganz viele weiße Waldvögelein. Dass die gar nicht fliegen können, weiß ich, seit wir im Kellerwald das rote Waldvögelein gesehen haben.



Und da Frauchen ja immer ganz entzückt die Namen der Pflanzen, die sie so entdeckt, ausruft, kenne ich mich inzwischen da auch schon ganz gut aus.

Herrchen ist sichtlich erschöpft und sehr glücklich, als wir endlich an einem Haus ankommen. Dort darf ich mich erstmal ausruhen und meine Menschen können sich stärken. Der Regen ist nämlich der Sonne gewichen und das letzte Stück des Anstiegs war ganz schön heiß.

Nach der Pause geht's zurück ins Tal, wo die "Madame" auf uns wartet. Gerade hat Frauchen mich in den Kofferraum gepackt, als ich plötzlich einen bekannten Geruch aufnehme. Frauchen steht auch schon mit aufgerissenen Augen da. Das gibt es doch nicht, da steht hier in Ramsau doch tatsächlich unser Ranger von der Morgentau-Tour im Nationalpark Kellerwald-Edersee!!! Er erkennt uns sogar noch (ist ja auch erst ein paar Wochen her, dass wir mit ihm zum Sonnenaufgang über den Edersee gefahren und durch den Nationalpark gewandert sind).

Leider verpasst es Frauchen, ihn mit Veilchenblauem Wurzelhalsschnellkäfer zu begrüßen. Den nennt er nämlich immer zu Beginn der Tour, um dann am Ende nachzufragen, wer sich gemerkt hat, wie der Käfer heißt.

Als wir schließlich müde von der Tour wieder am Campingplatz eintreffen und Herrchen sich aus seinen kaputten Wanderschuhen quält - Herrchen hat heute nämlich leidvoll feststellen müssen, dass seine Wanderschuhe Löcher haben und von unten Wasser und Steine in den Schuh gelangen können - findet er nur noch einen seiner Turnschuhe wieder. Die Madame wird natürlich sofort komplett auf den Kopf gestellt. Aber ohne Erfolg. Was nun? Wie soll das Herrchen denn so ganz ohne Schuhe mit mir Gassi gehen? Ich versuche ihn zu trösten. Schließlich kann ich doch auch ganz gut ohne Schuhe laufen, aber so wirklich scheint ihn das nicht zu überzeugen.

Also fahren wir nochmal nach Ramsau, vielleicht ist der Schuh dort ja am Morgen beim Regenschirmkauf aus dem Auto gefallen.

Während ich mit dem schuhlosen Herrchen im Auto warte, zieht Frauchen los. Gespannt warten wir. Wird sie den Schuh wohl finden? Doch sie kommt ohne Schuh zurück.

Etwas die Straße hoch hat Herrchen ein Schuhgeschäft gesehen. Er bittet Frauchen dort für ihn Schuhe zu kaufen. Frauchen schaut ihn ungläubig an. Sie kann nicht verstehen, dass Herrchen die Schuhe nicht anprobieren will, aber er will auf keinen Fall mit nur einem Schuh bekleidet durch die Gegend hüpfen. Also zieht Frauchen erneut alleine los.

Gespannt warten wir wieder im Auto. Draußen geht derweilen die Regendusche an. Frauchens Handy fängt ganz wild an zu pfeifen und Herrchen schaltet es aus. Schließlich kommt sie durch den Regen zurück zum Auto gerannt. Ganz stolz ist sie, denn sie hat in Herrchens Größe (47) wasserdichte heruntergesetzte Wanderstiefel für 79 Euro ergattert. Ich bin erleichtert - dann können wir morgen ja wieder gemeinsam losziehen.

Zufrieden machen wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz. Plötzlich fragt Frauchen entsetzt, was mit ihrem Handy passiert ist, denn ihr ist aufgefallen, dass es gar nicht mit der Madame verbunden ist. Herrchen erklärt ihr, dass er es ausgemacht hat. ...... Schweigen ...... "Du hast was?!" .... mir schwant Übles, denn Frauchens Stimme klingt entsetzt. Und so wie ich mein Frauchen kenne, kennt sie die PIN ihres Handys nicht und hat sie auch nirgends aufgeschrieben. Und so ist es leider auch. Ich habe mit meiner Vermutung Recht und Frauchens Gesicht wird immer länger. Herrchen ist auch nicht gerade froh. Die Stimmung im Auto ist unterirdisch. Das mag ich gar nicht. Als Herrchen es schließlich schafft, mit Hilfe der zu Hause gebliebenen Kinder, Frauchens PIN herauszufinden und Frauchen ihr Handy wieder einschalten kann (schließlich wartet sie ja auf den Anruf von der Versicherung wegen des Wasserschadens), bin ich total erleichtert. Langsam hebt sich dann auch die Stimmung wieder und als es draußen dunkel wird, kann ich entspannt und glücklich einschlafen. Was für ein aufregender Tag!

Bis bald
Eure Faith


Fakten:
Wimbachklamm - Zugang mit Wertmarken nur im Aufstieg
Wimbachschloss - Berggasthof mit typisch bayerischer Kost
http://www.wimbachschloss.net/
Morgentau-Tour Blog
https://hundemund.blogger.de/stories/2611143/