Dienstag, 18. Oktober 2016
Im tiefen Süden - Wimbachklamm, Ramsau
Montag, 13. Juni 2016
Frauchen ist heute schon ganz früh wach. Sie hat einen Rufbus bestellt und will zur Wimbachklamm. Was eine Klamm ist, weiß ich zwar nicht, aber ich bin froh, dass heute nicht wieder so eine lange Fahrt ansteht und wenn Frauchen sich da so drauf freut, dann wir das sicher schön werden.

Leider läuft die Regendusche immer noch und selbst Frauchens Vorfreude wird durch die dicken Tropfen getrübt, die auf die "Madame" niederprasseln. Frauchen weiß, dass sie von Herrchen nicht verlangen kann, dass er ohne Regenkleidung bei so einem Wetter mit ihr auf Tour geht. Also machen wir eine kleine Morgengassirunde durch die Kuhfladen vor dem Campingplatz und sagen den Rufbus wieder ab. Die 6 Euro zahlt Frauchen natürlich trotzdem, denn der Bus ist ja extra wegen uns angefahren. "Unsere erste Mission heute morgen", erklärt sie mir, "heißt jetzt, einen Regenschirm fürs Herrchen aufzutreiben."

Um 8 Uhr macht im Ort der Lebensmittelladen auf. Frauchen hofft ... und tatsächlich gibt es dort einen Schirm zu kaufen. So ausgestattet, entscheiden sich Herrchen und Frauchen jetzt mit dem Auto zur Wimmbachklamm zu fahren. Inzwischen ist es zwar noch grau, aber die Dauerdusche ist erstmal versiegt. Frauchen ist auch guter Dinge, denn wer will schon Wald und Wasserfall bei Sonnenschein fotografieren.

Dort angekommen, geht es den Berg herauf. Ich bin schon sehr gespannt, was es mit dieser Klamm nun denn auf sich hat. Frauchen kauft an einem Automaten zwei Wertmarken. Dann geht es durch den Wald und durch eine Drehtüre, d.h. Frauchen und Herrchen gehen da durch, ich darf durch eine kleine Öffnung neben der Drehtüre durchschlüpfen. Ich hab ja auch nichts bezahlen müssen.

Der Weg geht jetzt auf einem Holzsteg entlang, überall stürzen Wasserfälle in einen tosenden Bach. Frauchens Augen leuchten und sie holt Stativ und Kamera heraus .... das kann dauern ...



Das ist jetzt also eine Klamm. Beeindruckend auf jeden Fall, mir aber zu laut.

Der Aufstieg geht langsam voran, weil Frauchen so viele Bilder macht. Dabei ist sie aber auch super stolz auf mich, weil ich so toll über die Treppen und Stege laufe und es hagelt Belohnungen. So halte ich die langen Wartezeiten gut aus.

Nach der Klamm geht es den Bach entlang und weiter den Berg hoch. Um uns herum sind hohe Berge, rechts und links Blumenwiesen und Bäume. Frauchen sieht Nestwurz und ganz viele weiße Waldvögelein. Dass die gar nicht fliegen können, weiß ich, seit wir im Kellerwald das rote Waldvögelein gesehen haben.



Und da Frauchen ja immer ganz entzückt die Namen der Pflanzen, die sie so entdeckt, ausruft, kenne ich mich inzwischen da auch schon ganz gut aus.

Herrchen ist sichtlich erschöpft und sehr glücklich, als wir endlich an einem Haus ankommen. Dort darf ich mich erstmal ausruhen und meine Menschen können sich stärken. Der Regen ist nämlich der Sonne gewichen und das letzte Stück des Anstiegs war ganz schön heiß.

Nach der Pause geht's zurück ins Tal, wo die "Madame" auf uns wartet. Gerade hat Frauchen mich in den Kofferraum gepackt, als ich plötzlich einen bekannten Geruch aufnehme. Frauchen steht auch schon mit aufgerissenen Augen da. Das gibt es doch nicht, da steht hier in Ramsau doch tatsächlich unser Ranger von der Morgentau-Tour im Nationalpark Kellerwald-Edersee!!! Er erkennt uns sogar noch (ist ja auch erst ein paar Wochen her, dass wir mit ihm zum Sonnenaufgang über den Edersee gefahren und durch den Nationalpark gewandert sind).

Leider verpasst es Frauchen, ihn mit Veilchenblauem Wurzelhalsschnellkäfer zu begrüßen. Den nennt er nämlich immer zu Beginn der Tour, um dann am Ende nachzufragen, wer sich gemerkt hat, wie der Käfer heißt.

Als wir schließlich müde von der Tour wieder am Campingplatz eintreffen und Herrchen sich aus seinen kaputten Wanderschuhen quält - Herrchen hat heute nämlich leidvoll feststellen müssen, dass seine Wanderschuhe Löcher haben und von unten Wasser und Steine in den Schuh gelangen können - findet er nur noch einen seiner Turnschuhe wieder. Die Madame wird natürlich sofort komplett auf den Kopf gestellt. Aber ohne Erfolg. Was nun? Wie soll das Herrchen denn so ganz ohne Schuhe mit mir Gassi gehen? Ich versuche ihn zu trösten. Schließlich kann ich doch auch ganz gut ohne Schuhe laufen, aber so wirklich scheint ihn das nicht zu überzeugen.

Also fahren wir nochmal nach Ramsau, vielleicht ist der Schuh dort ja am Morgen beim Regenschirmkauf aus dem Auto gefallen.

Während ich mit dem schuhlosen Herrchen im Auto warte, zieht Frauchen los. Gespannt warten wir. Wird sie den Schuh wohl finden? Doch sie kommt ohne Schuh zurück.

Etwas die Straße hoch hat Herrchen ein Schuhgeschäft gesehen. Er bittet Frauchen dort für ihn Schuhe zu kaufen. Frauchen schaut ihn ungläubig an. Sie kann nicht verstehen, dass Herrchen die Schuhe nicht anprobieren will, aber er will auf keinen Fall mit nur einem Schuh bekleidet durch die Gegend hüpfen. Also zieht Frauchen erneut alleine los.

Gespannt warten wir wieder im Auto. Draußen geht derweilen die Regendusche an. Frauchens Handy fängt ganz wild an zu pfeifen und Herrchen schaltet es aus. Schließlich kommt sie durch den Regen zurück zum Auto gerannt. Ganz stolz ist sie, denn sie hat in Herrchens Größe (47) wasserdichte heruntergesetzte Wanderstiefel für 79 Euro ergattert. Ich bin erleichtert - dann können wir morgen ja wieder gemeinsam losziehen.

Zufrieden machen wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz. Plötzlich fragt Frauchen entsetzt, was mit ihrem Handy passiert ist, denn ihr ist aufgefallen, dass es gar nicht mit der Madame verbunden ist. Herrchen erklärt ihr, dass er es ausgemacht hat. ...... Schweigen ...... "Du hast was?!" .... mir schwant Übles, denn Frauchens Stimme klingt entsetzt. Und so wie ich mein Frauchen kenne, kennt sie die PIN ihres Handys nicht und hat sie auch nirgends aufgeschrieben. Und so ist es leider auch. Ich habe mit meiner Vermutung Recht und Frauchens Gesicht wird immer länger. Herrchen ist auch nicht gerade froh. Die Stimmung im Auto ist unterirdisch. Das mag ich gar nicht. Als Herrchen es schließlich schafft, mit Hilfe der zu Hause gebliebenen Kinder, Frauchens PIN herauszufinden und Frauchen ihr Handy wieder einschalten kann (schließlich wartet sie ja auf den Anruf von der Versicherung wegen des Wasserschadens), bin ich total erleichtert. Langsam hebt sich dann auch die Stimmung wieder und als es draußen dunkel wird, kann ich entspannt und glücklich einschlafen. Was für ein aufregender Tag!

Bis bald
Eure Faith


Fakten:
Wimbachklamm - Zugang mit Wertmarken nur im Aufstieg
Wimbachschloss - Berggasthof mit typisch bayerischer Kost
http://www.wimbachschloss.net/
Morgentau-Tour Blog
https://hundemund.blogger.de/stories/2611143/



Aufbruch in den tiefen Süden - Ramsau
Lange hab ich mich nicht mehr gemeldet. Das lag daran, dass bei uns zu Hause Land unter war. Da ist doch tatsächlich so ein dummer Schlauch im Spülkasten des Gäste WCs kaputt gegangen und dann ist da das Wasser unbemerkt runtergelaufen und dann im Erdgeschoss unter dem Boden entlang. Irgendwann kam es dann an den Wänden hoch. Leider haben Frauchen und Herrchen keine so gute Nase wie ich und so haben sie es erst gemerkt, als die Wände vom Schimmel schwarz wurden. Mitten in der Nacht haben sie dann Schränke ausgeräumt und von der Wand weggerückt. Am Ende musste alles aus dem Erdgeschoss raus und wir aus der Wohnung. Zwei Monate lang waren wir im Exil. An Blog Schreiben war da nicht zu denken. Jetzt haben wir zwar immer noch keine Küche, aber wir sind wieder zu Hause und mit dem Futter für mich, das kriegt Frauchen auch hin und das ist ja schließlich die Hauptsache! Und Frauchen muss auch nicht traurig sein, dass sie nicht richtig kochen kann. Im Urlaub ess ich auch immer Dosenfutter und so schlecht ist das doch gar nicht.

Wir waren, weil Frauchen so stur ist, aber trotzdem unterwegs (auch wenn wir unsere Tour abkürzen mussten, weil wir wegen des Wasserschadens nicht pünktlich los kamen). Trotzdem ging unsere erste richtige Deutschlandtour in den tiefen tiefen Süden.


Sonntag, 12. Juni 2016
"Super", denke ich, als Frauchen und Herrchen morgens die "Madame" vollgepackt haben. "Wir fahren sicher wo ganz Tolles hin und es gibt einen super Spaziergang dort!" Gespannt schaue ich aus dem Fenster, wo es wohl hingeht? Aber wir fahren nur - Stunde um Stunde und wenn wir mal anhalten, dann ist es immer wieder doch nur eine Autobahnraststätte. Irgendwann schlafe ich vor Langeweile ein und träume von grünen Wiesen und dunklen Wäldern. Als ich wieder wach werde, sieht es draußen plötzlich ganz unheimlich aus. Um uns herum türmen sich hohe Berge auf, wie ich sie noch nie gesehen habe, eingehüllt in dicke dunkle Wolken, aus denen immer wieder das Wasser wie aus einer Dusche herausläuft. "Hallo, wir haben eigentlich schon genug Wasser zu Hause in unserer Wohnung!" Herrchen sieht das auch so - er sagt was, von Campen im Regen und dass er weder Regenjacke noch Regenschirm dabei hat. Frauchen hingegen ist fasziniert und freut sich über das spannende Wetter. Wer will schon Bilder von Bergen mit blauem Himmel und Sonnenschein?! .... Herrchen wirft mir einen Blick zu ... also ganz ehrlich Frauchen, wir beide, wir hätten da so absolut gar nix dagegen!



Um nicht gleich am ersten Tag wild zu campen, fahren wir auf einen Campingplatz. Für Frauchen ist das das erste Mal. Sie ist sehr angetan von dem Platz, den sauberen Sanitäranlagen und der atemberaubenden Kulisse. Ich finde den Kiesplatz, auf dem wir stehen nicht so toll, aber wenigstens geht es jetzt endlich mal Gassi.



Mutig begleitet uns unser schirmloses Herrchen, obwohl die dunklen Wolken nichts Gutes erahnen lassen. Gänzlich unbekümmert fängt Frauchen mit der Kamera die Lichtstimmungen ein. Während sie noch schnell einen Bach fotografiert und ich gewissenhaft nach den Leckerchen suche, die sie beim Fotografieren immer verliert, geht über uns die Regendusche wieder an. Schnell rettet sich Herrchen unter eine große Steinbrücke und selbst Frauchen sieht ein, dass sie die Kamera vielleicht doch besser ins Trockene bringt.

So stehen wir nun unter der Brücke. Über uns fahren Autos, der Regen prasselt und läuft wie eine Dusche an einer Stelle durch ein Rohr zu uns nach unten. Wir warten und warten mehr oder weniger geduldig, dass denen dort oben das Duschwasser mal ausgeht, um dann durch Berge gut durchwässerter Kuhfladen zurück zum Campingplatz zu spazieren.

Irgendwann sind wir dann auch wieder zurück und als Frauchen und Herrchen die Madame schlaffertig machen, stellen sie fest, dass nicht nur Herrchens Regenkleidung fehlt, sondern Frauchen auch noch die Verdunklung für die Fenster vergessen hat. Eigentlich dachte ich, das stört Frauchen gar nicht, denn sie schläft zuhause doch auch lieber mit den Rolläden oben, aber da hab ich mich wohl geirrt, denn sie flucht gar fürchterlich, dass es sicher toll wird, wenn sie unter der Decke morgens auf ihren blauen WC-Thron steigen muss. Versteh einer die Menschen ...

Bis bald
Eure Faith


Fakten: Campingplatz Simonhof Ramsau
http://www.camping-simonhof.de/